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Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg

Lernen in Vielfalt -
Leben in Verantwortung

Zwei Klassiker (oder auch nicht) und eine Kreuzfahrt

Theaterfestival der WvO präsentiert turbulente szenische Mischung

Die Bandbreite an Inszenierungsideen war beim diesjährigen WvO-Theaterfestival, der jährlichen Präsentation der Produktionen der Q2-Kurse im Fach Darstellendes Spiel, besonders groß – entsprechend vielfältig waren die Emotionen beim zahlreich erschienenen Publikum im Forum der Wilhelm-von-Oranien-Schule, wo die Kurse von Harald Minde, Daniel Eisert und Ulrich Kögel zeigten, was sie im Laufe des Schuljahres erarbeitet hatten.

 

Los ging es mit einer Szenenfolge der Minde-Truppe unter dem Titel „Irrungen, Wirrungen“. Auf die Zuschauer wartete aber nicht eine dramaturgische Adaption des Fontane-Romans, sondern eine turbulente Szenenfolge mit Irrungen um soziale Missverständnisse und Wirrungen in der digitalen Kommunikation. Besonders der „Netzkönig“, welcher die bekannte Vorlage des Goetheschen „Erlkönigs“ aufgriff und den Verlust des Sohnes an die Social-Media-Dämonen darstellte, prägte sich dem Publikum ein. Daneben gab es aber auch eine Menge Humor und Slapstick, wie dies bei den Minde-Inszenierungen stets der Fall ist -  natürlich durfte auch diesmal beispielsweise der pantomimische Fahrstuhl nicht fehlen.

Deutlich ernster wurde es in der Bearbeitung des Frisch-Klassikers „Andorra“, den sich die Gruppe von Daniel Eisert vorgenommen hatte. Zwar war es hilfreich, den literarischen Text selbst einmal gelesen zu haben, um der Handlung folgen zu können – ganz im Sinne des Epischen Theaters Brechts wechselten pro Szene auch die Besetzungen – , aber auch ohne Vorkenntnisse wurde im Laufe der Darbietung auf beklemmende Weise deutlich, wie Diskriminierung zu einem grausamen Selbstläufer mit verheerenden Auswirkungen wird. Am Ende des Stückes hielt das Ensemble – ganz im Sinne des Requisiten-Leitmotivs – den Zuschauern wortwörtlich den Spiegel vor, um deutlich zu machen, wie aktuell auch in unserer Gesellschaft das Thema weiterhin und wieder einmal ist.

Das lockere Oberthema „Auf Kreuzfahrt“ hatte der DS-Kurs von Ulrich Kögel über die Spielszenen gesetzt, welche jeweils in kleinen Teams vorbereitet worden waren. Dabei hatte Kögel den Schülerinnen und Schülern in ihrer Kreativität spürbar „lange Leine gelassen“, sodass sich einige Szenen zwar mit dem Thema Kreuzfahrt, z.B. mit den unwürdigen Arbeitsbedingungen der Crew, beschäftigten, andere aber auch beispielsweise die Rollenklischees der Geschlechter im Laufe der Jahrzehnte problematisierten oder historisch-politisch das Spannungsfeld von Demokratie versus Diktatur beleuchteten. Insbesondere zum letzten Thema war die Darbietung derart schillernd-schräg, dass der rote Faden „Kreuzfahrt“ bisweilen aus dem Blick geriet. Thematisch wurde dann aber wieder die Kurve gekriegt mit einer dadaistisch inspirierten Sprechmotette über Reiseziele der Tourismusbranche.

Insgesamt bewies das Theaterfestival, mit welch großer Kreativität und enormer Spielfreude die Schülerinnen und Schüler in diesem Schuljahr ans Werk gegangen waren und dass dabei nicht nur Grotesk-Humoristisches auf die Bühne gebracht wurde, sondern auch ernste, gesellschaftskritische Themen bearbeitet wurden.

  • 2025
  • copyright Text: Markus Hoffmann, WvO
  • copyright Foto: Markus Hoffmann, WvO