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Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg

Lernen in Vielfalt -
Leben in Verantwortung

"Feldes for future?!“

Texte von Roderich Feldes bei der Lesung im Dillenburger Gymnasium beweisen die Aktualität des „Heimatdichters“ der anderen Art

Mitte Mai hatten die Roderich-Feldes-Gesellschaft und die Wilhelm-von-Oranien-Schule (WvO) gemeinsam zur Lesung in die Schulbibliothek geladen. Gut 60 Interessierte füllten den Lesesaal und konnten sich davon überzeugen, dass der 1946 in Offdilln geborene und 1996 viel zu früh verstorbene Schriftsteller auch heute noch Relevanz hat – für die Region, der er in zahlreichen Erzählungen und Gedichten ein Denkmal gesetzt hat, aber auch darüber hinaus.

Roderich Feldes wuchs im oberen Dilltal auf. Zur Schule ging er aufs Dillenburger Gymnasium, und aus diesem Grund fand die Lesung unter dem Titel „NATUR – MENSCH – DORF – HEIMAT“ auch dort statt und komplettierte eine Lese-Tournee der Feldes-Gesellschaft durch mehrere Kommunen, die sie vor anderthalb Jahren anlässlich der Neuherausgabe des Romans autobiografischen „Lilar“ gestartet hatte.

Feldes veröffentlichte schon als Schüler bei Rowohlt

Schon zur Schulzeit veröffentlichte Feldes seine ersten Texte, die bereits von so hoher literarischer Qualität waren, dass er in den achtziger Jahren zu einem bundesweit beachteten Literaten wurde. Nach dem Abitur an der WvO studierte er in Gießen und Frankfurt Germanistik bzw. Linguistik sowie Philosophie und promovierte anschließend zum sprachwissenschaftlichen Thema „Das Wort als Werkzeug“. Als ihm in den achtziger Jahren die Leitung der Kulturabteilung im Hessischen Rundfunk angeboten wurde, entschied er sich, nicht anzunehmen und hier zu bleiben. Auch dies zeigt seine Wertschätzung der „Heimat“.

Das Entschwinden von Heimat

Der Heimatbegriff ist bei Feldes allerdings nicht plakativ-folkloristisch, sondern Ausdruck sozialer Verwurzelung bzw. Bodenständigkeit des Individuums. Die Auswirkungen der Digitalisierung und Globalisierung aller Lebensbereiche, die wir heute verspüren, hat Feldes bereits in der von ihm scharfsinnig beobachteten Erosion durch Egalisierung dörflicher Strukturen seismografisch vorausgeahnt; dies spürte man auch den Texten des Lesungsabends an.

Gelungene Dramaturgie mit großer Besetzung

Die Feldes-Gesellschaft hatte die Lesung, welche von WvO-Musiklehrer Ulrich Kögel in atmosphärisch passenden Zwischenspielen begleitet wurde, sorgsam durchdacht dramatisiert. Albrecht Thielmann als profunder Feldes-Fachmann und -Herausgeber hatte gemeinsam mit dem Lese-Team Annelie Geyer, Achim Gutbrod, Dr. Manfred Schmidt, Klaus Petri und Attila Bostanci eine Textauswahl getroffen und einstudiert, die neben den Bezügen zur dörflichen Struktur in den siebziger und achtziger Jahren auch die Themen Jugend und Schule fokussierten. Mit moderierenden Ansagen sorgte Enayat Soltani für gelungene Übergänge zwischen den Themenblöcken.

Der Dichter als Seismograph der Gesellschaft

Aktuelle Bezüge ergaben sich überdies in Feldes‘ literarischer Verarbeitung fremdenfeindlicher Übergriffe der frühen neunziger Jahre, welche angesichts des rapiden Anstiegs rechtsextremistischer Straftaten heutzutage eine bedrückende Relevanz haben. Dies wurde auch in der an die Lesung anschließenden Diskussion im Plenum aufgegriffen.

„Aber Arsch darf ich nicht sagen“

Aber auch fürs leise Schmunzeln oder herzhafte Lachen war im Leseprogramm hinreichend gesorgt. Wenn der jugendliche Protagonist Alexander des Romans „Lilar“ den Besuch der städtischen Verwandtschaft bzw. des verzärtelten, linkischen Vetters auf dem Dorfe schildert, oder wenn die ersten hilflosen Flirtversuche gegenüber den verehrten Mädchen beschrieben wurden, sorgte dies nicht nur bei den älteren Gästen der Lesung für Heiterkeit, sondern auch bei den Schülerinnen und Schülern, die anwesend waren und sich im Deutschunterricht auf die Feldes-Lesung mit einigen Textauszügen vorbereitet hatten.

Ihr Feedback, welches im Nachgang anonym eingeholt wurde, zeigt, dass Feldes auch in Zukunft für den schulischen Literaturunterricht Bedeutung haben kann:

„Durch die Feldes-Texte haben ich einen Einblick in die Region gewonnen, aus der wir kommen.“

„Die vorgestellten Texte sind durchaus heute noch von Relevanz. Das Gedicht, was auf Platt vorbetragen wurde, fand ich persönlich sehr treffend. Man hat so mitbekommen, wie der Dialekt ausstirbt.“

  • 2025
  • copyright Text: Markus Hoffmann, WvO
  • copyright Foto: Markus Hoffmann, WvO